Unsere Heimat
Geschichtliche Nachrichten über die zur Parochie Pausitz bei
Riesa gehörigen Ortschaften
Der neue Besitzer des Gutes Jahnishausen, August von Kötteritz, hat
sich nun die Mühe gegeben, die Schäden des 30jährigen Krieges im
Gutbezirke wieder zu beheben. Sein allergrößter Verdienst liegt darin,
dass er aus eigenen Mitteln die erste Kapelle in Jahnishausen erbauen
ließ (1663-1666).
Der etwa 110 Jahre später im nahen Boritz an der Elbe amtierende
Pfarrer Johann Friedrich Ursinus, der anerkannte sächs.
Gerichtsschreiber, hat zu seiner Zeit die Schriftstücke zu verschaffen
gewusst, die im Grundstein (1663) der Kapelle und in deren Turmknopf
(1666) aufbewahrt wurden und die Bauhandlung beschreiben, ihm haben wir
deren genaue Kopie zu verdanken, die wie folgt wiedergegeben sein mag.
Aus denen im Grundstein und Knopf eingelegt befundenen Schriften der
Kapelle zu Jahnishausen
Der im Grundstein
Mit Vergünstigung des hochlöblichen Ober-Konsistoriums zu Dresden
ist am 3. September 1663 früh um 9 Uhr ein Anfang zu neuen Kapellenbau
und Bethause allhier zu Jahnishausen gemacht und von dem Fundstore K. T.
Herrn August von Kötteritz, Gerichtsherrn auf Jahnishausen,
Kirchenpatron zu Pausitz, Rittmeister usw. der erste Grundstein mit s.
hochadl. Händen, der andere von dessen ältesten Sohne, Herrn August
Friedrich, der dritte von dessen jüngsten Sohne, Herrn Adam Heinrich
von Kötteritz, Gebrüder, und der vierte vom damal. Pastor zu Pausitz,
M. Gottfried Saalbach, gelegt worden, und dem Allerheiligen Kinde Jesu
zu hohen Ehren aufzubauen der Anfang gemacht worden, welchen es auch
dedicirt sein soll. Diese Handlung geschah bei höchstgefährlichen
Zeitläusten, da der abgesagte Christfeind, der grausame Tyrann und
Blutmann, der Türke, der Armen Christenheit das äußerste Unglück und
den gänzlichen Untergang androhte, und deswegen er denn dem gem. Rufe
nach mit 180000 Mann im Anzuge, in Ungarn, Mähren, Österreich einen
Einbruch zu tun. und wie bereits auch geschehen, groß Schrecken
verursacht, deswegen denn auch in unserem gel. Vaterlande täglich
Betstunden, Buß-, Bet- und Fasttage angeordnet, damit der barmherzige
Gott den christl. Heeren und Waffen unter dem jetzt regierenden röm.
Kaiser Leopolde im 5. Jahre seiner kaiserl. und unseren gnädigsten Kurfürsten
und Herrn, He. Herzogs Johann George des Anderen im 7. Jahre seiner kurfürstl.
Regierung wieder gedachten Erbfeind mächtig beistehen. selbigen stürzen
und zu Schanden machen, hingegen die Christenheit samt unserem Bedrängten
Vaterlande in gewünschter Friedensruhe bei, hlg. Wort und sacramenten,
auch ändern milden Haus- und Feldsorgen, daran die Gnade J. K. ein
reichl. Überfluss allenthalben gespürt worden, erhalten wolle. Zu
guter Nachricht ist dieses Schreiben mit jetziger gangbarer Reichs- und
Kurfürstl. Landesmünze neben einem Gläslein Bier und Wein in den
Grundstein verwahrlicht beigelegt worden, im Jahr und Tag wie oben.
Hierauf verkürzter Segenswunsch.
Ohne Namensunterschrift
Der im Knopfe des Turmes
Wie an diesem neuen Tempel- und Kapellenbau am 3. September 1663 mit
Legung der Grundsteine ein guter Anfang gemacht worden, also hat er auch
einen gewünschten und glücklichen Fortgang durch göttlich mitwirkende
Kraft gehabt. Und obzwar beim Anfange und Setzung der Grundsteine man in
großer Furcht und Kümmernis wegen des Türken Grausamkeit geschwebt,
da er allsbereit in vielen Enden und Ländern mit schreckl. Einfall.
Sengen, Brennen. Rauben und Wegführung vieler 1000 Christen großen und
erbärmlichen Schaden getan, jedoch hat Gott, da die Not am größten,
sich seiner armen Christenheit wieder väterlich erbarmet, der christl.
potentaten Waffen gesegnet, Ross und Mann gestärkt und ihnen solchen
Mut, Glück und Sieg in vielen blutigen Treffen gegeben, dass der Feinde
viele erlegt und geschreckt worden, so dass endlich über alles Hoffen,
er einen 20jährig. Frieden zu treffen genötigt worden.
Folgt Kriegsbeschreibung der Fehde zwischen England und Holland. Ferner
hat auch Gottes Güte bis daher über den Herrn Fundatoren und dessen
Hochadel. Familie zu Jahnishausen mit Gnaden und Segen gewaltet.
Gleichwohl kann hierbei nicht genug beklagt werden der ganz unvermutete
Eintritt Herrn Adam Heinrichs von Kötteritz, jüngsten Sohnes des Herrn
Fundatoris, welcher bald nach Legung des Grundsteins zu diesem
Gotteshause, als Kammerjunker zu ihrer hochgräfl. Gnaden zu Oettingen
ging, wo er aber nach langwieriger Unpässlichkeit am 8. Juni 1664
starb. Während alles dessen hat der wohlangefangene Kirchenbau ohne
einige Hindernis und Unfall f. Fortgang glücklich gehabt und ist soweit
gebracht worden, dass heute der vergüldete Knopf, Hahn und Sonne
aufgesteckt worden ist. Dieses setzte auf zur Beilage in den vergoldeten
Knopf und der Posterität zur Nachricht mit angehängtem christl.
priesterlichem Herzenswunsche dem 1. August 1666, da eben an diesem Tage
um 3 Uhr der Knopf aufgesetzt worden ist.
M. Gottfried Saalbach