7. Dezember 1938
Schenkung der Kirche zu Jahnishausen an die Kirchenqemeinde
Jahnishausen
Das im Dorf Jahnishausen auf einem Areal von 220 qm stehendes Gotteshaus
gehört bis dato dem Besitzer des Rittergutes Jahnishausen. Nach Heft 4
"Beiträge zur sächsischen Kirchengeschichte" vom 1888 ward
am 23. September 1666 die Einweihungspredigt, in Jahnishausen gehalten.
Es ist dann später verfallen, wurde aber wieder aufgebaut und 1790 dem
gottesdienstlichen Gebrauch übergeben. Der Turm der jetzigen Kirche
ward erst 1793 vollendet und 1806 musste dieses Gotteshaus, weil der
Schwamm sich in den Weiberständen eingenistet hat. schon wieder
repariert werden. Durch Gutsverkaufe kam im November 1824 auch das
Gotteshaus an den damaligen Herzog zu Sachsen, seiner königlichen
Hoheit, den Prinzen Johann. Bis in unsere Zeit hinein ist das ehemalige
sächsische Königshaus Besitzer des Rittergutes Jahnishausen geblieben.
Die Verwaltung liegt jetzt in den Händen des Vereins Haus Wetttin
Albertinischer Linie e.V. in Dresden, Parkstr.7. Obwohl katholisch, hat
das königliche Haus bis jetzt, noch 20 Jahre nach dem Weltkrieg, sämtliche
Unterhaltungs- und Baukosten auch für das evangelische Gotteshaus
getragen, was nicht noch genug angeschlagen werden kann. Die jährlichen
Aufwendungen des Kirchner betragen z.zt. 200,- einschließlich Heizung
und reinigen. Außer den laufenden Reparaturkosten erhielt die Kirche
seit 1900 eine Heizungsanlage, eine neue Orgel und Uhr. Bei Gelegenheit
eingeholter Kostenanschläge für eine äußerliche Erneuerung der
Kirche im Juli 1938 in Höhe von ca. 5000, - wurde der Bescheid gegeben,
dass das Haus Wettin jetzt nicht in der Lage sei, neue Lasten zu übernehmen.
Jetzt bei Abgabe eines weiteren Kostenanschlages des Orgelbaumeisters
Jehmlich in Dresden über die Reinigung und Instandsetzung des
Orgelwerkes in Höhe von 285,- erhielt das Pfarramt vom Verein Haus
Wettin nachstehenden Bescheid:
"Leider ist der Besitzer des Rittergutes Jahnishausen, seine königliche
Hoheit Prinz Ernst Heinrich, finanziell nicht mehr in der Lage,
irgendwelche Aufwendungen und Reparaturen für die Kirche Jahnishausen
von jetzt ab aufzuwenden. Auch ist beabsichtigt, ab 1. Januar 1939 die
bisherigen finanziellen Aufwendungen (Kirchendienst usw.) einzustellen,
da das Rittergut keine oder nur minimale Überschüsse abwirft. Seine königliche
Hoheit hat sich bereit erklärt, die Kirche in Jahnishausen der
Kirchgemeinde Pausitz noch in diesem Jahr zu schenken. Es darf wohl
angenommen werden, dass die Kirchgemeinde die Schenkung annimmt, das im
Falle eine Ablehnung der Schenkung die Kirche in Jahnishausen der
Kirchgemeinde Pausitz ohne irgendwelche Aufwendungen so lange zur Verfügung
gestellt wird, als wie dies mit dem Bauzustand zu verantworten
ist." Nach nochmaliger persönlicher Rücksprache des Ortspfarrers
mit dem Herrn Finanzdirektor des Vereins Haus Wettin ist in dieser
Angelegenheit zunächst die Abmachung getroffen worden, dass das Haus
Wettin auch weiterhin als Besitzer der Kirche zu Jahnishausen die
laufenden Kosten für den Kirchendiener. Heizung usw. übernimmt, wenn
die Ausgaben für Erneuerung und Bauten in Zukunft wegfallen, d.h. das
die Kirchengemeinde finanziell nicht in der Lage ist, noch die Baukosten
für eine zweite Kirche zu tragen dann sämtliche Baukosten von der
Landeskirche übernommen werden. Eine feste Verpflichtung in dieser
Richtung ist das Haus Wettin jedoch noch nicht eingegangen.
Wegen der Dringlichkeit der Sache wegen hat der Ortspfarrer nun bereits
mit dem ev.-luth. Landeskirchenamt durch Herrn Oberkirchenrat Wilisch Rücksprache
genommen. Das Bezirkskirchenamt wird freundlichst gebeten, die
Angelegenheit der Finanzabteilung beim ev.-luth. Landeskirchenamt zu
weiterer Entscheidung vorzutragen, insbesondere ob die Schenkung der
Kirche zu Jahnishausen, in dem an jedem 3. Sonntag und 2 Feiertagen
Predigtgottesdienst und deren unmittelbar anschließenden Trauungen
gehalten werden, als zweite Gottesdienststätte in der Kirchengemeinde
auch nicht unbedingt nötig ist, so sind doch die Kirchengänger in den
zu Jahnishausen näher gelegenen Ortschaften daran gewöhnt, nach
Jahnishausen zum Gottesdienst zu gehen. Es kann gesagt werden, dass die
Gottesdienste hier oft recht gut besucht werden, und die Kirchgänger würden
es nicht verstehen, wenn sie den weiteren Weg nach der Kirche zu Pausitz
machen sollten. Der Kirchenvorstand ist ebenfalls der Meinung, dass man
die Predigtstätte in Jahnishausen nicht eingehen lassen kann, zumal
dann vielleicht bestimmte Kreise, etwa auch die katholische Kirche,
dieses Gotteshaus beanspruchen würden. Der Kirchenvorstand würde
dankbar sein, wenn die Landeskirche die Baulichkeiten an der Kirche in
Jahnishausen übernehmen würde, die sich hier im Laufe der Zeit
notwendig machen. Die Kostenanschläge für die äußere Erneuerung der
Kirche, die jedoch nicht unbedingt nötig ist. werden beigefügt. Eine
Reparatur des schadhaften Kirchendaches und eine Instandsetzung der
Orgel (Schreiben der Firma Jehmlich in Dresden an den Verein Haus Wettin
anbei) möchten jedoch baldigst vorgenommen werden. Der Kirchenvorstand
bittet nach Vorschlag des Herrn Oberkirchenrat Wilisch deshalb um
eventuelle Entsendung eines Architekten. Da nach Wunsch des Vereins Haus
Wettin die Angelegenheit noch bis Ende dieses Jahres eine Entscheidung
erfordert, bittet der Kirchenvorstand, so rasch als möglich die
notwendigen Schritte einzuleiten.
Der Kirchenvorstand zu Pausitz über
Riesa